Mittwoch, 27. Januar 2016

Psalm 10 Hilferuf gegen übermütige, gottlose Menschen


Der Übermut der Gottlosen

1[1] Herr, was hältst du dich fern,
Verhüllst dich in Zeiten der Drangsal?
2 Des Frevlers Frechheit ängstigt den Armen:
Er fängt sich im Trugspiel, das jener ersann.
 
3 Ja, seiner frechen Gelüste4 rühmt sich der Frevler,
Preist den Betrüger, verachtet den HJerrn.
4[2] Keck meint der Frevler: „Er ahndet es nicht!“
„Es gibt keinen Gott“, so ist ständig sein Denken. –
5 Immerfort bringt sein Wandel ihm Glück.
Dein Gericht bleibt ihm fern;
Hohn bietet er all seinen Gegnern.
6 Er denkt im Herzen: „Nie komm ich zu Fall!
Auf ewig verschont mich das Unglück!“

Die Ruchlosigkeit der Frevler

7 Voll Fluch ist sein Mund, voll Trug und Gewalttat.
Seine Zunge birgt Unheil und Tücke.
8 Er liegt im Versteck auf der Lauer,
Erwürgt den Schuldlosen heimlich.
Sein Auge späht nach dem Armen aus …
9 Er liegt im Versteck auf der Lauer
Wie ein Löwe im Dickicht.
Er lauert, den Armen zu packen …
Er packt den Armen und zieht ihn ins Netz,
10 zermalmt ihn – dieser sinkt nieder –
Die Arme fallen in seine Fänge.
11 Er denkt im Herzen: „Gott lässt’s außer acht!
Er verhüllt sich das Antlitz! Er sieht es nimmer!“

Aufforderung an den göttlichen Richter

12 Steh auf, Herr und Gott!
Erhebe die Hand!
Vergiß nicht der Armen!
13[3] Warum darf der Frevler Gott lästern,
Darf denken im Herzen: „Du ahndest es nicht?“
14 Doch du siehst es.
Du weißt um Mühsal und Leid
Und nimmst es in Hut.
Dir vertraut sich der Arme an.
Du bist der Helfer der Waise.
15 Zerschmettere des Frevlers Arm!
Ahnde bis zur Vernichtung des Bösewichts Sünde!

Gewißheit der Erhörung

16[4] Der Herr ist König für immer und ewig.
Die Heiden verschwanden aus seinem Land
17 Du erfüllst der Armen Verlangen, o Herr.
Du stärkst ihren Mut, neigst gnädig dein Ohr.
18 Du schaffst den Waisen und Duldern ihr Recht,
Kein Erdenmensch trotze noch fürder!




[1]1 ff. Ps 10 ist in manchen hebräischen Handschriften und in den griechischen und lateinischen Übersetzungen mit Ps 9 zu einem Psalm vereinigt. Während aber Ps 9 von äußeren, heidnischen Feinden Israels handelt, richtet sich Ps 10 gegen gottlose Menschen in Innern des Landes, die den Armen und Geringen z. B. die Waisen (V 14. 18) ausbeuten.

 


[2]Die Menschenklasse, deren Worte der Psalmist hier anführt, sind keine Gottesleugner im eigentlichen Sinn; es sind Gottesverächter, die sich um Gott nicht kümmern, über die Guten spotten und so leben, als gäbe es keine Vergeltung.

 


[3]13 f. Obwohl der Dichter bitter darüber enttäuscht ist, dass es Menschen gut geht (V. 5), die aller Frömmigkeit Hohn sprechen, hegt er doch die sichere Überzeugung, dass Gott mit den Frevlern abrechnen werde.

 


[4]Gott wird sein Königs- und Richteramt ausüben, wie einst bei der Vertreibung der Kanaaniter aus Palästina.

Keine Kommentare: