Sonntag, 24. Januar 2016

Vorwort (zum Sonntag Septuagesima)

Jesaja Kapitel 58, Verse 1 - 11

Falsche und wahre Gottesfurcht
Äußerlicher Werkdienst des Volkes
1 Rufe aus voller Kehle, halte nicht an dich! Wie eine Trompete erheb deine Stimme!
Tu kund meinem Volk seine Sünde, seine Frevel dem Hause Jakob!
2[1] Wohl befragen sie mich tattäglich und möchten gern meine Wege erfahren.
Wie ein Volk das Gerechtigkeit übt und nicht abweicht vom Reicht seines Gottes, so fordern von mir sie gerechte Gerichte, drängen auf Gottes Erscheinen.
3[2] Warum fasten wir, und du siehst es nicht, kasteien wir uns, und du merkst es nicht?
Gottes Mißfallen am äußeren Fasteen ohne innere Umwandlung
Seht, am Tag, da ihr fastet, geht ihr euren Geschäften nach und betreibt all eure Arbeit.
4 Seht, ihr fastet zum Streiten und Raufen, um dreinzuschlagen mit ruchloser Faust.
Ihr sollt nicht länger so fasten wie jetzt, um eurer Stimme in der Himmelshöhe Gehör zu verschaffen!
5 Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, wo der Mensch sich kasteit? Daß man wie eine Binse den Kopf hängen läßt und in Sack und Asche sich bettet?
Darfst du das noch ein Fasten nennen und einen Tag des Wohlgefallens für den Herrn?

Notwendigkeit werktätiger Nächstenliebe
6 Ist das nicht ein Fasten, wie ich es liebe: daß ungerechte Fesseln man löste, Bande der Knechtschaft sprengt, Gefangene in Freiheit setzt und jegliches Joch zerbricht?
7 Besteht es nicht darin, dein Brot zu brechen dem Hungrigen und in dein Haus aufzunehmen elende Obdachlose?
Wenn du einen Halbnackten siehst, so sollst du ihn kleiden und dich nicht entziehn deinem Blutsverwandten.
8[3] Dann bricht wie die Morgenröte dein Licht hervor, gar schnell geht voran deine Heilung, deine Rechtfertigung geht vor dir her, deine Nachhut bildet der Glanz des Herren.
9 Wenn du dann rufst, gibt der Herr dir Antwort. Wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: Hier bin ich.

Meidung von Bedrückung, Zauber und Trug
(10[4]) Wenn du Bedrückung, Fingerrecken und Trugreden aus deiner Mitte entfernst * und dem Hungrigen darreichst, was du gern hast, und den Gebeugten sättigst, so strahlt dein Licht in der Finsternis auf, und dein Dunkel wird hell wie der Mittag.
11 Immerfort wird der Herr dich leiten und auch in der Dürre die Seele dir laben.
Dein Gebein macht er stark, und du bist wie ein wohlbewässerter Garten, wie ein Wasserquell, dessen Wasser nimmer versiegen.
* (10 lt. Vulgata und Fußnote Henne/Rösch. Wohl ein Druckfehler in der Henne/Rösch)
 
1 Clama, ne cesses, quasi tuba exalta vocem tuam, et annuntia populo meo scelera eorum, et domui Jacob peccata eorum.
2 Me etenim de die in diem quaerunt, et scire vias meas volunt: quasi gens, quae justitiam fecerit, et judicium Dei sui non dereliquerit: rogant me judicia justitiae: appropinquare Deo volunt.
3 Quare jejunavimus, et non aspexisti: humiliavimus animas nostras, et nescisti? Ecce in die jejunii vestri invenitur voluntas vestra, et omnes debitores vestros repetitis.
4 Ecce ad lites et contentiones jejunatis, et percutitis pugno impie. Nolite jejunare sicut usque ad hanc diem, ut audiatur in excelso clamor vester.
5 Numquid tale est jejunium, quod elegi, per diem affligere hominem animam suam? Numquid contorquere quasi circulum caput suum, et saccum et cinerem sternere? Numquid istud vocabis jejunium et diem accetpabilem domino?
6 Nonne hoc est magis jenunium, quod elegi? Dissolve colligationes impietatis, solve fasciculos deprimentes, dimitte eos, qui confracti sunt, liberos, et omne onus rumpe.
7 Frange esurienti panem tuum, et egenos, vagosque induc in domum tuam: cum videris nudum, operi eum, et cranem tuam ne despexeris.
8 Tunc erumpet quasi mane lumen tuum, et sanitas tua citius orietur, et anteibit faciem tuam justitia tua, et gloria Domini colliget te.
9 Tunc invocabis, et cominus exaudiet: clamabis, et dicet: Ecce adsum: si abstulerist de medio tui catenam, et desieris extendere digitum, et loqui quod non prodest.
10 Cum effuderis esurienti animam tuam, et animam afflictam repleveris, orietur in tenebris lux tua, et tenebrae tuae erunt sicut meridies.
11 Et requiem tibi dabit Dominus semper, et implebit splendoribus animam tuam, et ossa tua liberabit, et eris quasi hortus irriguus, et sicut fons aquarum, cujus non deficient aquae.

 
Sacharija Kapitel 8,  Verse 16 - 20

16 Haec sunt ergo verba, quae facietis: Loquimini veritatem unusquisque cum proximo suo: veritatem et judicium pacis judicate in portis vestris, 16[5] Das ist, was ihr tun sollt: Redet zueinander die Wahrheit! Sprecht in euren Toren treulich und friedlich Recht!
17 Et unusquisque malum contra amicum suum ne cogitetis in cordibus vestris et juramentum mendax ne diligatis: omnia enim haec sunt, quae odi, dicit Dominus. 17 Keiner sinne gegen den anderen Böses in seinem Herzen! Habt kein Gefallen an falschen Eiden! Denn all dies hasse ich!" - Spruch des Herrn.
18 Et factum est
verbum Domini exercituum ad me, dicens: 18 Das Wort des Herrn der Heerscharen erging an mich:

19 Haec dicit Dominus exercituum: J
ejunium quarti, et jejunium quinti et jejunium septimi, et jejunium decimi erit domui Judae in gaudium, et laetitiam, et in sollemnitates praeclaras: veritatem tantum, et pacem diligite. 19 So spricht der Herr der Heerscharen: "Das Fasten im vierten, fünften, siebten und zehnten Monat soll für das Haus Juda zur Wonne und Freude und zu fröhlichen Festen werden! Nur müßt ihr Wahrheit und Frieden lieben."

20 Haec dicit Dominus exercituum: Usquequo veniant populi, et habitatent in civitatibus multis,
20 So spricht der Herr der Heerscharen: "Einst werden Völker kommen und Bewohner zahlreicher Städte.

[1] Sie befragen Gott durch den Propheten und möchten seine Wege erfahren d. h. die Mittel, die Gott zu ihrer Rettung einschlagen werde. Sie fordern Gottes richterliches Einschreiten zu ihren Gunsten, ohne sich von ihrem gottwidrigen Tun und Denken bekehrt zu haben.
[2] 3 – 5 Ihr Fasten ist begleitet von Eigennutz und schweren Verletzungen der Nächstenliebe. Aber ohne die rechte innere Gesinnung ist dieses Gott sonst wohlgefällige (V. 5) und nützliche Werk wertlos.
[3] Wenn Israel Werke der Nächstenliebe verrichtet, dann wird auf die Nacht des Unglücks das Licht des Heils folgen. Die Krankheit des Volkes wird weichen. Geht die Rechtfertigung d. h. die innere Umkehr voraus, dann wird der Herr in Glanz und Herrlichkeit erscheinen und sein Volk schützen und erretten
[4] Durch Fingerrecken suchen noch heute die Araber bösen Zauber von sich abzuhalten oder auf andere zu übertragen. Unter Trugreden sind die Weissagungen falscher Propheten oder Verwünschungen gemeint.
[5] Um sich die Güter der Heilszeit zu sichern, muß das Volk den Willen Gottes erfüllen.

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